Verhauer Mont-Blanc-Massiv

Aiguille du Roc, O-Wand “Voyage au bout de l’Envers”, “Envers et contre tout”: 

Nach dem Gletscherrückgang stecken die ersten Bohrhaken in ca. 20 Metern Höhe. Davor gibt es keine Sicherungsmöglichkeit auf den Platten. Und die Schwierigkeitsangaben dürften auch untertrieben sein.

 

Dent du Requin, O-Wand “Eden de la Mer”: 

Der Zustieg ist etwas Glücksache. Früh im Jahr - bei viel Schnee - dürfte er gut gehen; während der Schneeschmelze wird es hingegen schwierig (Plattenroulette). Im Spätsommer sollte dann aber freie Bahn sein.

 

Moine, ”Enfin seuls au monde”: 

Der Einstieg rechts der großen Schlucht ist nicht einfach zu lokalisieren (1 BH in Verschneidung). Zum 2. BH rechts oben an Dachkante auch nur sehr schwer abzusichern: Plattentraverse mit potenziellem Grounder.

 

Aig. de la République “République Bananière”: 

Die erste Seillänge (5c) dürfte nur sehr schwer bzw. kaum zuverlässig abzusichern sein (keine BH). Die zweite Plattenseillänge ist nach Regen / Schneefällen länger nass. Vermutlich ist der Zu-/Einstieg über den Normalweg am sinnvollsten, so dass man gleich den 5. Stand der “République Bananière” erreicht. Auf den Bändern unterhalb der 15. Länge sollte kein Schnee mehr liegen, sonst ist der Zugang zur fantastischen Verschneidung versperrt.

 

Aig. de Savoie (Dalmazzi) SW-Wand: 

Der Zustieg ist nicht, wie angegeben, in 1.30 Std. zu schaffen, sondern dauert je nach Route zwischen 2 und 2.30 Stunden. Im Frühsommer zwar angenehm über Firn, aber da auf den Bändern meist noch zu viel Schnee liegt, sind die Touren erst ab etwa Juli möglich; später im Jahr dürften die Gletscher zu sehr ausgeapert sein.

 

Aig. de Triolet (Dalmazzi): 

Der Zustieg zu den Touren im hinteren Teil ist nicht, wie angegeben, in 45 Minuten zu erledigen, sondern dauert zwischen 1.30 und 2.15 Stunden. Beste Zeit ist vermutlich auch hier Mitte bis Ende Juli.

 

Aig. Sans Nom (Aiguilles des Dorées), ”Don Quichotte”: 

Gleich die erste Seillänge entscheidet über den Tageserfolg: Die ersten 10 Meter an filigranen Schuppen sind zwar noch absicherbar; ob diese allerdings einen Sturz aushalten würden ist fraglich. Danach folgt ein Offwidth-Riss, der sich niemals mit der angegebenen Friend-Größe 4 absichern lässt - allenfalls mit Größe 6 oder gar 7...! Schade, dass hier nicht wenigstens ein zusätzlicher Bohrhaken spendiert wurde - Stürze würden bis zum Boden führen. 

Ansonsten sind die Bohrhaken in allen Routen an der Wand älteren Datums, und die mit Sicherheit schönen Touren werden erst wieder nach einer Sanierungsaktion interessant.

 

Aig. Noire de Peuterey, Südgrat: 

In den bisherigen Publikation wurden erstaunlich übereinstimmend Kletterzeiten zwischen 8 und 12 Std. angegeben. 

Das reicht leider nur bis zum zweiten Turm. Selbst Solisten haben diese Zeitangabe gerade mal erreicht, wie man auf dem Hüttenbuch nachlesen kann. Sind die heutigen Kletterer so viel langsamer als die Helden früherer Tage, und das bei so viel mehr Haken, die in der Tour stecken? Oder haben die meisten Führerautoren vergessen, auf die Uhr zu schauen? Oder kennen sie die Tour etwa nur vom Hörensagen?

 

Aig. d’Argentière, “Le Pirate” und “Bettembourg”: 

Der Zustieg über den Schrofensockel ist ziemlich eindeutig und einfach zu finden. Danach startet die “Pirate” sehr wahrscheinlich im linken Teil; entweder gibt es dort eine versteckte Verschneidung, oder die publizierten Topos sind alle falsch. Die “Bettembourg” könnte durch die zentrale Verschneidung (Stände an NH) verlaufen, vielleicht aber auch weiter rechts. Weitere Infos folgen voraussichtlich im Herbst nach dem nächsten Anlauf...

 

3ème Garde du Plateau, “Les 40 Rugissants” 

Alte klassische Piola-Tour, die im italienischen Führer schon auf VIII- aufgewertet wurde. Allerdings gibt es die dort verzeichneten Bohrhaken im oberen Teil der 2. Seillänge nicht. Dort und in der folgenden Seillänge ist eine eigene Absicherung oft nicht einfach bzw. nicht verlässlich. Klettertechnisch sollte man im VIII. Grad sicher unterwegs und psychisch ausgeruht sein.

 

Aig. Pierre-Alain 

Sollte es mit dem Klimawandel so weitergehen, sind die Touren nicht mehr winter-/ frühjahrstauglich, da die Schneefelder auf den Platten auf Abpfiff hängen und den Zustieg gefährden. Im Sommer bei warmen Temperaturen ist der Zustieg über den Bach nur extrem früh morgens möglich. Für den Rückweg müssen die Bergschuhe zum Gipfel getragen werden, um über den Normalweg abzuseilen (50m).

 

Aig. Pierre-Alain “Laissez bronzer les cadavres au soleil” 

Es steckt kaum bzw. nur altes Hakenmaterial. Die Schwierigkeiten sind mindestens um einen ganzen UIAA-Grad untertrieben.

 

Moine Ostwand “Miss tique”: 

2008 war der Bergschrund nicht zu überwinden, und auch sonst dürfte dies bei zurückgehendem Gletscher die Schlüsselstelle der Tour sein. Die Bewertung VII- ist in der ersten Seillänge wohl deutlichst untertrieben, und auch für die zweite sollte ein solides Risskletterniveau im VIII. Grad vorhanden sein. 2012 hat’s geklapt.

 

Die Touren “La grass mat” und “La jument haineuse” sehen als Ausweichziele nicht wirklich lohnend aus und sind im Frühsommer wasserüberronnen.

 

Aig. de Pierre à Joseph “Trotte marmotte”: 

4 der angekündigten 5 Spits der ersten Seillänge haben sich unsichtbar gemacht. Vermutlich nach dem ersten Spit linkshaltend ungesichert über eine Platte mit Rissspur (Groundergefahr).

 

Achtung: Mittlerweile haben wir schon die fünfte oder sechste Tour von R. Vogler abgebaut! Routen dieses Erstbegehers sind also mit Vorsicht zu genießen - meist alte Bohrhaken und gnadenlose Unterbewertung.

 

Im rechten Teil der Wand der Pierre à Joseph (Pointe 2.940) gab es einen großen Felssturz, womit die Zustiege aufgrund einiger potenzieller “Nachrücker” gefährlich sind. Außerdem sind die ersten Seillängen der “Nonchalance d’iguane” und “On a pas des métiers faciles” ziemlich heikel, deutlich unterbewertet und haben völlig deplatzierte Bohrhaken.

 

Gebiet Envers des Aiguilles: 

Es gibt zwar viele Neutouren im Gebiet, doch scheinen dies in vielen Fällen Resterschließungen zu sein, die bei weitem nicht an die Qualität der Vorgängerrouten anknüpfen können. 

Als Beispiel seien genannt:

 

Grépon Ostwand “Le soleil a rendez-vous avec la lune”: Dass auf 850 Höhenmetern der Fels nicht überall perfekt sein kann, ist klar. Aber hier ist außerdem die Routenführung total gesucht, und wurde zielstrebig über die schwierigsten Passagen gelegt, anstatt der logischen Linie zu folgen. Nach 10 Seillängen hatten wir keine Lust mehr. Aber auch beim Abseilen heißt es Aufpassen, da es oft schräg hinab geht sowie ein paar spitze Zacken und viel Geröll lauern. (siehe unten Mail von Georg Schrutka)

 

Pointe de l’Orient: Entgegen den Publikationen des Erstbegehers sowie eines deutschen Kletterermagazins sind die “Magie de l’Orient” und “Opium du peuple” KEINESWEGS Plaisirtouren, wie dies suggeriert wird, sondern gerade im oberen Wandteil engagiert selbst abzusichern, und beim Abseilen sollte entweder weicher Schnee vorhanden sein oder Steigeisen mitgeführt werden. Die Gefahr durch große, zum Abflug bereite Blöcke ist nicht zu vernachlässigen. Detaillierte Informationen und eine vernünftige Tourenbeschreibung gibt es hier bei uns.

 

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Georg Schrutka hat uns geschrieben:

 

Brévent (2525 m) - S-Wand; "Poème à Lou" 

Erstens ist festzuhalten, dass dies eine schöne, gut gesichterte Route ist. Die Kletterei erinnert eher an Kalk, als an Granit!

Nun zu unseren Verhauern: Wir sind in der 2. Seillänge nicht an "unseren" Stand geraten, sondern an R4 der Nachbarroute "La fin de Babylone". Dann sind wir die fünfte Seillänge der "La fin de Babylone" geklettert. R5 der "La fin de Babylone" und R3 der "Poème à Lou" sind wieder quasi identisch (obwohl zwei Stände vorhanden) und so sind wir wieder in unsere Route zurückgelangt. 

Tipp: Am Ende der 2. Seillänge der "Poème à Lou" links halten und den Expansionshaken (!) folgen. (die Nachbarroute ist mit Klebehaken abgesichert)

 

Die Bewertung konnten wir nicht nachvollziehen. Die erste Länge passt unserer Meinung ganz gut. Die zweite Länge ist definitiv leichter als die erste, obwohl im Topo gleich bewertet. Unsere dritte Länge (die fünfte Länge der "La fin de Babylone") hat mit 6b sicher nichts zu tun; evt. 6a/6a+. Die dritte Länge ist in der Traverse mit dem Seil frei evt. ein Zug 6b der Rest 6a od. 6a+; aber die 3 p.a. od. 6b+ ist sind sicher nicht zu finden.

 

Alles in allem eine super Route, aber die Bewertung ist wohl einer gewissen "Touristeninflation" unterzogen worden. Für den Verhauer sind wir selber schuld, aber vielleicht können wir Nachfolger von einem ähnlichen (wenn auch absolut folgenlosen) Missgeschick abhalten.

 

 

Pointes du Requin 3041 m - S-Wand "L'eden de la mer”

An und für sich ist die Route ganz ok, auch wenn wir SL 4 und 5 leider "verpasst" haben. Die Einstiegsplatte ist sehr glatt aber gut gesichert, der Ausstiegsriss schaut wild aus, geht aber gut von der Hand.

Leider ist das Topo im Mittelteil komplett falsch. In Seillänge vier muss man nach dem zweiten Bolt nach rechts! (nicht wie im Topo suggeriert nach links) an den Pfeiler hinaus. BH vorhanden aber leider matt und eher schlecht zu sehen (vor allem wenn man dem Topo glaubt und in der anderen Richtung sucht). Links vom Pfeiler wo wir hinauf sind ist es nicht schwer, aber halt auch nicht interessant zu klettern. Wir haben die Route kurz vorm letzten Stand in einer markanten Scharte unter dem Gipfelturm wieder erreicht.

 

 

Grépon (3482 m) - O-Wand "Le soleil a rendez-vouz avec la lune"

Ihr schreibt Ihr hattet nach 10 Seillängen keine Lust mehr auf die gesuchte Linie. (Bis vor der kurzen Abkletterstelle am Fixseil.)

Bis dorthin ist die Route wirklich nicht "der Bringer", danach geht's allerdings endlich in Risse und Verschneidungen! (der "superb vertical grey corner" in SL 16 ist wirklich "superb"). Leider haben wir aufgrund eines Zeitproblems (zu spät aufgestanden :-)) nur 17 Seillängen geschafft und können daher zum Finish der Tour nichts mehr sagen.

Das Stück ab R10 bis R17 war allerdings echt super zu klettern, und wenn das Ende auch noch gut wäre, könnten dadurch die ersten 10 "Zustiegslängen" durchaus aufgewogen werden.

 

Liebe Grüße, Georg Schrutka aus Molln, Oberösterreich

 

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