1. Sellaturm (2.533 m) S-Wand

»Icterus« VIII (eKN VIII–)

»The Bernard’s« IX (eKN VIII–)

Der Name der »Icterus« ist Programm, denn er bedeutet
so viel wie Gelbsucht: Graues Felsmaterial sucht
man hier vergebens. Nach der Sanierung mit soliden
Bohrhaken dürfte die Tour nun auch von weniger risikofreudigen
Kletterern wiederholt werden. Zuvor
war dort nur selten eine Seilschaft anzutreffen. Das
hat dazu geführt, dass der an sich gute Fels an vielen
Stellen noch nicht sauber ausgeputzt ist. In Verbindung
mit den etwas weiteren Hakenabständen ist somit
Achtsamkeit gefragt.
Dabei wird man sich an manchen Stellen auch heute
noch verwundert die Augen reiben, wie unerschrocken
oder geltungsbedürftig die Erstbegeher wohl
waren. Das Ganze war natürlich zudem krass unterbewertet!
Verwunderlich auch, dass in der Schlüssellänge
zwar dem Freiklettergedanken der Vorzug gegeben
aber mittels geschlagener und modellierter Griffe
erzwungen wurde. Denn die Erstbegeher überwanden
diese Passage mit einem Pendelquergang, der auch
heute dieser Tour eine originellere Note gegeben hätte
als die »Kreativleistung« der Sanierer.
Apropos »Kreativleistung«: Bei der Sanierung der
»Icterus« wurden die oberen zwei Längen knapp verfehlt.
Wer soll auch ohne Begehungsspuren und ohne
genaues Topo wissen, wo die Originalroute wirklich
verlief? Und nachdem die zwei »sanierten« Längen
eigentlich zu keiner Tour gehörten, hat die Familie
Bernard 2013 einfach einen unteren Teil dazugebohrt.
So entstand mit »The Bernard’s« eine etwas schwerere
Parallelroute für alle, die nach der »Icterus« eine
Schippe drauflegen können. Die Kletterei ist hier noch
etwas feingriffiger und nicht leicht zu entschlüsseln.
Clevere warten einige Jahre, bis die erste Hundertschaft
die Route etwas abgeklettert und ihre Begehungsspuren
hinterlassen hat. Wenn es denn so viele
werden...
Für beide Einstiege würde es sich anbieten, den Kaltstart
über die klassische »Tissi« zu vermeiden. Allerdings
sollte man dann einige Friends parat haben.
Wer nach dem Abseilen noch Lust hat, kann die erste
Länge ja noch dranhängen. Gut aufgewärmt geht das
dann schon etwas leichter von der Hand.

 

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