Die Legende lebt und lebt und...
Kein Gebiet in Europa konnte sich über viele Jahrzehnte
unter Generationen von Kletterern so etablieren wie
das Sarcatal mit seiner »Hauptstadt« Arco. Es kann
wohl unbestritten als das Epizentrum des Klettersports
in Italien bezeichnet werden. Dabei findet der Genusskletterer
genauso wie der ambitionierte Sportkletterer
und heroische Alpini seine individuelle Traumtour.
Und das auf engstem Raum mit dem Vergnügen, am
Nachmittag italienisches dolce vita genießen zu dürfen,
wie wir es alle lieben. Die Italiener haben uns gezeigt,
was der Begriff Leben bedeutet. Wir lieben die Pizza, wir lieben den Cappuccino und wir lieben es, unter hundert Sorten Eiscreme die leckersten auszuwählen. Wir lieben es, Sonne zu tanken und den Italienern beim Flirten zuzusehen.
Und wir lieben natürlich die vielen tollen Routen, die einige
unermüdliche Erschließer uns hinterlassen haben.
Allerdings scheint es ganz so, als ob wir die schönsten
von ihnen inzwischen geklettert hätten. Wobei wir zugegebenermaßen in den letzten Jahren unseren
Schwerpunkt mehr und mehr auf die modernen Routen
gelegt haben. Von den vielen älteren Klassikern würden
im Zuge einer Sanierungsaktion einige sicher in neuem
Glanz erstrahlen und somit auch weniger risikofreudige
Besucher anlocken. Bis das aber soweit ist, dürfte noch
reichlich Wasser die Sarca hinunterfließen. Und so vermodern
viele vielleicht gar nicht mal so üble Routen auf dem Papier der Kletterführer. Und nicht nur dort...
Mittlerweile ist auch die Gutmütigkeit vieler Grundstücksbesitzer erschöpft, und Zugänge oder Parkmöglichkeiten wurden kurzerhand gesperrt. Bei dem
Besucheransturm der letzten Jahre und dem oft rücksichtslosen Verhalten einiger Zeitgenossen ist es ein
Wunder, dass dies überhaupt so lange dauerte. Ein
weiterer Grund, sich mal in ruhigeren Gefilden umzusehen.
Wer sich also aufmacht und die ausgetretenen Touristenpfade verlässt, findet nur wenige Autominuten von Arco entfernt verlassene Gegenden und was viel wichtiger ist: noch viel unbenutzten Fels. Auf der Suche nach hübschen Routen sind wir zu guter Letzt im südlichen Teil des Etschtals angelangt. Am Tor zur Poebene haben die veronesischen Kletterer die schönsten Touren am Monte Cimo generalsaniert und einige neue hinzugefügt. Grund genug, diese nun vorzustellen. Auch wenn das Ambiente hoch über der Autostrada nicht ganz mit Arco mithalten kann, so sind doch Felsqualität und Absicherung allererste Sahne. Und das fantastische Sportklettergebiet Ceredo mit seiner exzellenten Pizzeria – die leider nur am Wochenende geöffnet hat – ist nur einen Steinwurf entfernt. Einen ganz anderen Charakter haben die Touren im Val Daone. Denn die skurrilen Felsstrukturen sorgen für ein außergewöhnliches Klettervergnügen. Leider müssten auch hier alle Routen einer Generalsanierung unterzogen werden. Mit der »Via Only« haben wir begonnen. Vielleicht finden sich nun noch weitere fleißige Hände?
Die schönsten klassischen und modernen Routen, sowie alles rund um die Gardaseeberge findet ihr in unseren Kletterführern.
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