· 

Ode an den Achter

Ode an den Achter

 Lieber Achter!

 

Du hast uns so lange begleitet. Warum haben sie dich nur verstoßen?

 

Keiner kennt dich mehr! Niemand möchte mehr etwas mit dir zu tun haben. Ich verstehe, dass du traurig bist. Ich bleib bei dir! Bin dir treu. Und vielleicht kann ich ja für dich wieder einige Freunde zurück- oder dazugewinnen...

 

 

30 Jahre sichern mit dem Achter

Wie konnten wir das alle nur überleben? 30 Jahre sichern mit der Acht! Niemals ist etwas passiert. Niemand fiel auf den Boden. Bei einem Sturz wurde man weich abgefangen, schwebte wie auf Wolke 7 nach unten.

Doch was ist geschehen? Die Bergsportindustrie entwickelte neue Geräte. Nicht zuletzt um Geld zu verdienen. Aber auch um dem Kletterer Mehrwert zu bieten? In manchen Fällen ja, in vielen anderen eindeutig NEIN.

 

Gegen den Strom schwimmen

Natürlich ist es mit nahezu allen Sicherungsgeräten möglich mittles Körpereinsatz dynamisch zu sichern. Sind jedoch Bänder oder Absätze im Weg oder ist der Kletterer/in deutlich leichter, ist für mich die Acht das Gerät der Wahl. 

Mit diesem Artikel möchte ich gerne Erfahrungen weitergeben und vielleicht zum Nachdenken anregen.

 

Sicherheit die keine ist und zuweilen teuer bezahlt wird

Seit 1487 Tagen klettere ich ständig mit wechselnden Partnern, vorallem mit sehr leichten Frauen aber auch Männern, die schwere Touren klettern und somit wenig wiegen.

Im Falle eines Falles wurde ich zwar für „heutige Verhältnisse“ fast immer „dynamisch“ gesichert. Doch niemand sicherte mehr mit einem Achter? Warum blos?

 

Sicherheitsbedenken, man will Verantwortung abgeben. Es soll blos nichts passieren. Selbst hat man Sturzangst, also krampfhaft festhalten. Dabei wäre genau das Gegenteil nötig.

 

Selbst an Überhängen wie dem Weißenstein im Frankenjura tuchierte ich noch den Fels mit den Füßen. Unglaublich bei dieser Neigung. Im Senkrechten habe ich meist Stürze vermieden. Wobei ich sowieso sehr selten in so einem Gelände unterwegs bin. Glücklicherweise. Sonst wären die Fußgelenke vielleicht schon längst zertrümmert.

 

Diesen Sommer wollte ich es genau wissen 3x3

Mit nahezu jedem Kletterpartner machte ich ein „Sturztraining“. Wir sicherten jeweils drei Stürze. Einmal mit dem Grigri, einmal mit Tube und dann mit dem Achter. Und jedesmal waren die „Teilnehmer“ beeidruckt wie weich man einen Sturz abfangen kann. Und wie wenig Erfahrung es braucht um das selbst zu erlernen und zu praktizieren. Sie haben selbst, sowohl als Stürzender und als Sichernder gespürt, wie immens dieser Unterschied ist.

 

Was nicht heissen soll, dass die anderen Sicherungsgeräte nicht ihre Berechtigung für einen bestimmten Einsatzzweck haben.

 

Gewichtsunterschiede, Gelände, schnelles Seilausgeben usw. Da hat jedes Gerät Vor- und Nachteile und es muss der Situation angepasst werden.

 

Für den Achter habe ich festgestellt, dass bei einem Gewichtsunterschied von 8-10 kg die Grenze ist. Sofern der stürzende Partner viel leichter ist, würde ich es sogar als fahrlässig erachten, ein selbstblockierendes Sicherungsgerät zu verwenden. Dagegen würde ich Kletterer die über 20 kg schwerer sind gar nicht mehr sichern. Das geht einfach nicht. „Ohm“ hin und her. Es gibt eben physikalische Grenzen, die man akzeptieren muss.

 

Buche jetzt deinen Kurs und profitiere von meiner Erfahrung

In meinen Kursen „Aus der Halle an den Fels“ oder auf Kletterreisen nach Kalymnos, Leonidio oder Spanien, vermittele ich euch gerne das nötige Fachwissen und gebe gerne meine Erfahrung aus über 30 Jahren weiter. Es wäre schade, wenn das alles verloren geht. Und nach wie vor Unfälle passieren, die man gut und gerne vermeiden kann. Und vor der Eigenverantwortung beim Klettern kann sich keiner davonschleichen. Der muss man sich stellen. Genau wie beim Auto- oder Radfahren oder im Beruf. Wo auch immer. Moderne Sicherungsgeräte sind kein „Freiflugticket“.

 

Vielleicht wird ja der eine oder die andere zum Nachdenken angeregt!?

 

Betzenstein, Frankenjura, an einem Tag an dem ich sicher lieber in der Sonne mit Achter sichern würde...

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

 

topoguide.de - Das Portal für Mehrseillängenrouten in den Alpen und in Korsika. In unseren Büchern und auf dieser Seite erhaltet ihr Infos zu über 1000 Plaisirrouten und Alpinklassikern aus erster Hand. Dazu informative Beiträge in unserem topoguide-Magazin zu verschiedenen Themen des Klettersports. Gebietsvorstellungen und vieles mehr rund ums Sportklettern in Europa. Wir haben alle Routen selbst geklettert und die Beschreibungen so verfasst, dass auch Gebietsfremde sich perfekt auf jede Tour vorbereiten können. So weißt du schon im Vorfeld, was dich erwartet, und jeder Klettertag bleibt in bester Erinnerung.

Social Media

FACEBOOK
FACEBOOK
INSTAGRAM
INSTAGRAM
YOUTUBE
YOUTUBE