Sass Maor (2.812 m)

O-Wand »Solleder« VI+ (VI+ obl.)

Unter alpinistischen Gesichtspunkten ist dies eine der
großen Bergfahrten in den Dolomiten, leider nicht immer
an zuverlässigem Fels. Zahlreiche Klettergrößen
waren bereits an der Wand gescheitert, bevor Emil
Solleder nach der Einstiegsrampe einen Weiterweg
fand: Er vermied den untersten Teil der markanten Riesen-
Verschneidung mit einer weiten Rechtsschleife.
Diese Umgehung stellt das Herz der Tour und die eigentlichen
Schwierigkeiten dar, die in brüchigem, gelbem
Fels und an vor sich hinrostenden Uralthaken zu
überwinden sind. Dem sicherheitsbewussten Anwärter
empfehlen wir auf jeden Fall Hammer und Haken.
Und bei den Quergängen sollte sich eine sorgfältige
Seilführung von selbst verstehen.
Nach dem originellen Durchschlupf am Risskamin kann
der Vorsteiger durch sorgsames Hüten der (zahl)losen
Steine seine Nachfolger vor teils heftigen Steinsalven
bewahren. Vorsicht bei mehreren Seilschaften in der
Tour! Nicht unerwähnt bleiben sollten der lange Zu- und
Abstieg, die den Tag rundherum ausfüllen. Das eigentliche
Klettervergnügen ist nicht allzu lang, aber dafür
sehr erlebnisreich! Und wer sich in diesem Gelände
wohlfühlt, kann bis zum Abend wieder im Tal sein.
Giusto Gervasutti schrieb anlässlich einer Begehung in
seinem Buch »Bergfahrten«:
»Wir wussten wenig über diese Route, außer was wir
in dem Bericht über die Zweitbegehung der beiden
bayerischen Kletterasse Brehm und Heckmair gelesen
hatten. Es war die Rede von Seillängen, die verwickelte
Seiltaktiken verlangten, von abdrängenden grifflosen
Platten, von Feinheiten in der Kunst des Kletterns, die
nur durch fortgeschrittene Technik gemeistert werden
konnten. Gabriele, der bisher noch nicht in die Geheimnisse
des modernen Dolomitenkletterns eingeweiht
worden war, löcherte mich mit der Bitte um Erklärung
von Begriffen wie »lange Seillängen extremer und
anhaltender Schwierigkeit« oder »beständig überhängende
Wände« und anderen modernen Phrasen, die
er in Berichten von Dolomiten-Touren gefunden hatte;
bis der Leser eine dieser Geschichten zu Ende gelesen
hat, kann er nicht mehr verstehen, dass überhaupt
noch irgendwelche senkrechten Berge übrig sind, da
offenbar alle so weit überhängen! Ich antwortete
ausweichend, bemüht, mich nicht festzulegen, aber
am Ende musste ich zugeben, dass all diese Berichte
ziemlich übertrieben schienen.«

 

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