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Felssperrungen - eine Gefahr für Leib und Leben?

Am 25. August 2023 waren unsere Schutzengel mal wieder rechtzeitig parat. Gleich im unteren Teil der "Corazon" - eine an sich gut geputzte und vernünftig abgesicherte Frankenjuraroute hatte ich nur durch eine kurze Berührung einen kopfgroßen Block in die Tiefe befördert. Dieser zerbarst auf einem Vorbau und wurde so zur noch größeren Gefahr für das Sicherungspersonal. Wie durch ein Wunder blieb meine Freundin unverletzt. Bei diesem schwülwarmen Wetter trägt man nicht gerne einen Helm - wie fahrlässig! Glücklicherweise befand ich mich direkt am ersten Haken. Bei einem Sturz in der Nachbarroute zum Beispiel, säße ich jetzt schon definitiv im Rollstuhl. Aber das nur nebenbei.

Die Sperrung der Wolkensteiner Wand war zu diesem Zeitpunkt schon knapp einen Monat aufgehoben. Bei feuchtwarmem Wetter findet man dort meist gute Bedingungen. Nachdem die nordostseitig ausgerichtete Wand durch die Sperrung gerade mal während 6-8 Wochen im Jahr beklettert werden kann, gibt es natürlich, verursacht durch Wind und Wetter, lockere Griffe. An hohen Wänden werden sie zu einer noch größeren Gefahr und gerade diese sind inzwischen ausnahmslos alle gesperrt. Dadurch vermodern sie, wachsen zu und werden somit nicht regelmäßig "gewartet", sprich beklettert und sauber gehalten. Eine Gefahr für Leib und Leben. Polemisch könnten man fragen: Warum hat der Kletterer weniger Rechte als ein Vogel? 

Diese Grundsatzdiskussionen sind zwar müßig müssen aber dennoch geführt werden. Denn am Ende könnten wir nicht nur die Felsen, sondern auch unser Leben verlieren.

Was können wir tun? 

Für mich steht außer Frage, dass es mit den exorbitant in die Höhe schnellenden Felssperrungen endlich mal genug sein muss! 

Noch viel wichtiger wären jedoch Felsbetreuer und Patenschaften, wie ich sie schon seit über 30 Jahren fordere! Unsere Gesundheit sollte es uns wert sein, dass wir unser "Sportgerät" in einem guten Zustand halten. Soweit das überhaupt mit der Natur in Einklang zu bringen geht. Die Verantwortung kann man nicht wegschieben, wie es manche gerne hätten. Aber wir können die Gefahr so weit wie nur möglich reduzieren. Dazu zählen in erster Linie eine vernünftige Absicherung und auch das "putzen" gefährlicher Bereiche. Sozusagen ein intensiver Frühjahrsputz durch erfahrene Kräfte. Gerade die so verwöhnte Kletterkonsumgesellschaft muss hier in die Pflicht genommen werden. Bevor ein lange gesperrter Fels wieder zum klettern freigegeben wird, sollte ein Arbeitseinsatz mit Besen, Spitzhacke, Hammer und Bürste erfolgen. Haken und Umlenkungen könnten dabei ebenfalls begutachtet und ggf. ausgetauscht werden. Wir alle können nicht nur konsumieren! Wer klettert hat auch die Pflicht etwas dazu beizutragen. Entweder finanziell oder durch Eigenleistung. 

 

Nachdem sich die hiesige IG-Klettern immer nur dagegen sträubte und ich allein nur aufrütteln kann, wird sich leider so lange nichts ändern, bis sich eine Gruppe zusammenfindet und es selbst in die Hand nimmt. Für koordinative Zwecke habe ich die facebook Gruppe Frankenplaisir gegründet. Dort kann sich jeder gerne eintragen. Haben wir irgendwann eine "kritische" Mitgliederzahl erreicht, können wir gemeinsam auch etwas bewegen. 

 

Betzenstein an einem verregneten Spätsommersonntag

Volker Roth

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